Herbstdeichschau: Deiche in gutem Zustand, aber Hochwasserschutz darf nicht nachlassen

14.11.2025

Bei der diesjährigen Herbstdeichschau am 5. und 6. November 2025 gab es ein klares Fazit: Die besichtigten Deichabschnitte sind alles in allem in einem wirklich guten Zustand.

Besichtigung des Rehwischdeiches bei Wittenberge. Foto: Landkreis Prignitzzoom

Außerdem gab es beim Hochwasserschutz im vergangenen Jahr wieder einige Fortschritte. Um das gute Niveau des Hochwasserschutzes halten zu können, heißt es aber in den kommenden Jahren nicht bei den Investitionen in Deicherhaltung und -ausbau nachzulassen.

Zunächst ein Blick auf die Ausgangssituation vor dieser Deichschau: Hinter uns liegt ein hochwasserfreies Sommerhalbjahr mit Abflüssen in der Elbe, die durchweg im Niedrigwasserbereich lagen. Am 12. Juli  2025 wurde der niedrigste Stand mit einem Wert von 70 Zentimetern am Pegel Wittenberge dokumentiert. Zum Vergleich: In den Trockenjahren 2018 (66 Zentimeter) und 2019 (68 Zentimeter) lagen die Pegelstände noch etwas darunter.

Vor dem Hintergrund der diesjährigen Frühjahrstrockenheit stand das Landesamt für Umwelt (LfU), das für die Deichunterhaltung zuständig ist, vor der schwierigen Aufgabe, diese so zu koordinieren, dass die Grasnarbe möglichst wenig Schaden nimmt. Dies ist durch eine sehr gute Absprache mit den Schafbetrieben und dem „Wasser- und Bodenverband Prignitz“ gelungen. Das LfU hat diese Zusammenarbeit ausdrücklich gelobt. Die Niederschläge im Juli haben dann entscheidend geholfen, dass sich die Grasnarbe stabilisieren konnte.

Dementsprechend lautet auch das Fazit der Deichschau: Die besichtigten Deichabschnitte befinden sich in einem wirklich guten Unterhaltungszustand.

Problematisch bleibt weiterhin die Grasnarbe am Breeser Deich. Aus diesem Grund sind hier im kommenden Jahr Bodenverbesserungsmaßnahmen und eine Nachstabilisierung des Deiches vorgesehen. An den frisch sanierten Deichabschnitten in den Ortslagen Mödlich und bei Wentdorf muss voraussichtlich nachgesät werden. 

Dem Investitionsbericht des Landesamtes waren unter anderem folgende Informationen zu entnehmen:

Ø  Die Elbdeiche sind bezogen auf das alte Bemessungshochwasser (BHW) von 7,45 Metern am Pegel Wittenberge nahezu zu 100 Prozent grundhaft saniert. Bezogen auf das neue BHW von 7,99 Meter am Pegel Wittenberge sind es jedoch nur etwa 32 Prozent.

Ø  Personelle Engpässe beim Landesamt verzögern den Sanierungsfortschritt. Derzeit ist nur eine Mitarbeiterin mit der Vorbereitung weiterer Baumaßnahmen an den Prignitzer Deichabschnitten betraut. Der durchschnittliche Sanierungsumfang mit 2,74 Kilometern pro Jahr wird voraussichtlich in den kommenden Jahren nicht erreicht. 

Ø  Die Bauarbeiten an den Deichbaustellen in der Ortslage Müggendorf, in der Nähe von Wentdorf und in Mödlich wurden im Frühjahr erfolgreich abgeschlossen. Der Elbdeich bei Wentdorf wurde auf einer Strecke von circa 700 Metern, in der Ortslage Müggendorf auf circa  500 Metern grundhaft saniert und in Mödlich auf etwa 100 Metern landseitig verstärkt.

Ø  Folgende Sanierungsprojekte werden prioritär betrachtet (möglicher Baubeginn voraussichtlich nicht vor 2030):

1.     Hochwasserschutz Bälow (Ringdeich)

2.     Lindendeich Wittenberge

3.     Königsdeich (Leitdeich) Wittenberge

4.     WSA-Gelände Wittenberge

5.     Karthaneabschlussdeich Wittenberge

 Folgende Baumaßnahmen sind im kommenden Jahr geplant:

1.     Sanierung eines Teilabschnittes des Elbdeiches in der Ortslage von Bälow (Altdeich)

2.     Unterhaltungsmaßnahme am Breeser Deich (L 11) - örtlich begrenzte Anpassung des Sickerprismas und Verbesserung des Oberbodens

In den letzten 30 Jahren wurde viel in den Hochwasserschutz in der Prignitz investiert. Der Elbdeich ist auf circa 70 Kilometern - bezogen auf das alte BHW von 7,45 Metern am Pegel Wittenberge - grundhaft saniert. Dennoch entsprechen mehr als die Hälfte des Prignitzer Elbdeiches derzeit nicht den baulichen Anforderungen des neuen BHWs von 7,99 Metern. Im Hinblick auf den Sanierungsstand der oberhalb elbanliegenden Bundesländern sollte das ein Alarmzeichen sein mit den Sanierungsarbeiten nicht nachzulassen! 

Allgemeine Infos zu den Deichschauen

Die Deichschauen sind stets in zwei Schaubereiche geteilt. Im ersten Schaubereich Wittenberge werden der Elbdeich von der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt bis Wentdorf, der Mittel- und Haveldeichdeich sowie die Rückstaudeiche in diesem Bereich inspiziert.

Im zweiten Bereich, dem Lenzener Schaubereich, werden der Elbdeich von Wentdorf bis zur Landesgrenze nach Mecklenburg-Vorpommern, der Löcknitzdeich und die Rückstau- sowie die Polderdeiche in der Lenzerwische begutachtet. 

Im Rahmen der Deichschau wird geprüft, ob sich die Hochwasserschutzanlagen in einem guten Unterhaltungszustand befinden, um einem etwaigen Hochwasser standhalten zu können. Nur eine stabile Grasnarbe gewährleistet eine guten Hochwasserschutz.

Die Deichschaukommission setzt sich überwiegend aus Vertretern der elbanliegenden Gemeinden, von Kreis- und Landesbehörden und des Wasser- und Bodenverbands zusammen. Häufig kommen auch Fachleute aus den anliegenden Bundesländern zum fachlichen Austausch.

In einem ersten theoretischen Teil informiert das Landesamt für Umwelt über die vollzogenen Unterhaltungsarbeiten und gibt einen Überblick über die durchgeführten und geplanten Investitionsmaßnahmen an den Hochwasserschutzanlagen in der Prignitz. In einem zweiten Teil überzeugt sich die Deichschaukommission während einer Deichbefahrung vor Ort vom Unterhaltungszustand.

Bei Wentdorf sind die Deichbauarbeiten abgeschlossen. Bei der Deichschau wurde der Bereich nochmal nachkontrolliert. Foto: Landkreis Prignitz

© Landkreis Prignitz 


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